Anbauinformation

Der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer vertritt die Interessen von ca. 1.800 Zuckerrübenanbauern in Rheinland-Pfalz und Südhessen.

Seit Mitte der neunziger Jahre hat sich die Zahl der Anbauer im Verbandsgebiet etwa halbiert; die Zuckerrübenanbaufläche hat sich dagegen kaum verändert. Gleichzeitig sind die Erträge gestiegen. Dies zeigt eine Konzentration der Flächen auf immer weniger, leistungsstarke Betriebe. Hatte ein hessisch-pfälzischer Anbauer Mitte der neunziger Jahre nur etwa 5,5 ha Rübenanbau in seinem Betrieb, so baut er mittlerweile im Verbandsdurchschnitt knapp 13 ha an.

Sebastian Adam

Versuchstechniker Worms

Axel Siekmann

Versuchstechniker Worms

Maximilian Groß

Versuchstechniker Heilbronn

Gut zu wissen!

Gut zu wissen: Zuckererzeugung in Rheinland-Pfalz und Südhessen – ein wichtiger Wirtschaftsfaktor!

Die Produktion von Zucker aus Rüben ist im Gebiet des hessisch-pfälzischen Verbandes ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Vom Rübenanbau profitieren nicht nur die Mitarbeiter in der Zuckerfabrik und die Rübenanbauer, sondern auch das regionale Umfeld, denn viele Aufträge und Dienstleistungen gehen an Unternehmen in der Region. Alleine durch die Zuckerfabrik Offstein werden eine Bruttowertschöpfung von 280 Mio. € und 5.250 Arbeitsplätze in der und für die Region generiert. An jedem direkten Mitarbeiter des Werkes Offstein hängen weitere 12 indirekte und induzierte Mitarbeiter in der Region.

Gut zu wissen: Der Weltmarkt ist kein Maßstab!

Rund zwei Drittel des weltweit erzeugten Zuckers werden direkt in den Erzeugerländern verbraucht; nur ein Drittel des Zuckers wird auf dem sogenannten Weltmarkt gehandelt. Der Weltmarkt ist daher in erster Linie als „Restmarkt“ zu sehen, dessen Preisniveau weitgehend durch den Export überschüssiger Mengen definiert wird und somit in keiner Weise realistische Marktbedingungen widerspiegelt. Der Weltmarktpreis ist extrem verzerrt, weil jedes Land seine eigenen Spielregeln hat. Effizienz ist längst nicht alleine ausschlaggebend, sondern staatliche Regulierungen und Wechselkurse sind zunehmend dominante Wettbewerbsfaktoren. Dies spielt v.a. Brasilien in die Karten, das 41,5 % der Zuckerexporte stellt und damit den kompletten Weltmarktpreis entscheidet.

Die Binnenmarktpreise für die heimische Produktion liegen weltweit deutlich über den Weltmarktpreisen für Zucker. Denn: Alle großen Zuckerproduzenten regeln ihre Märkte. Außerhalb der EU wird die Zuckerwirtschaft teilweise durch milliardenschwere Regierungsprogramme und neue Handelsbarrieren – wie z.B. in Brasilien, Indien oder Thailand – gestützt!

Der Weltmarktpreis für Zucker ist einer der am stärksten schwankenden Notierungen für Rohstoffe allgemein und für Agrarprodukte im Speziellen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass hier vor allem Schwachwährungsländer tätig sind. Ihre Währungsabwertungen üben Druck auf den Weltmarktpreis aus. Je schwächer die Währung, desto niedriger werden die Prodktionskosten in US-Dollar, und desto lukrativer ist der Export. Darüber hinaus sind die großen Zucker produzierenden und exportierenden Länder aufgrund der Produktionsstätten, die entweder auf der südlichen Erdhalbkugel oder in der tropischen Zone liegen, anfälliger für Produktionsschwankungen infolge von Wettereinflüssen und Wassermangel.

Gut zu wissen: Die Zuckerwirtschaft arbeitet unter besonderen Bedingungen!

Unsere Rüben kommen aus der Region (im Umkreis von durchschnittlich 50 km um die Fabrik herum) und sind nur begrenzt lagerfähig.

Aufgrund hoher Transportintensität (1 kg Zucker = 7 kg Rüben) sind wir vom regionalen Rübenanbau abhängig.

Unser Rübenanbau benötigt einen Vorlauf vor dem Zuckerverkauf von bis zu 2,5 Jahren. – Heute so, morgen so, das geht bei uns daher nicht!

Unsere kapitalintensiven Fabriken laufen nur 4 Monate im Jahr. In dieser Zeit wird Zucker für 12 Monate produziert.

Gut zu wissen: Der Anbau von Zuckerrüben wirkt sich in mehrfacher Hinsicht positiv auf Natur und Umwelt aus!

Natürlicher Pflanzenschutz mit der Rübe

Die Zuckerrübe als leistungsstarke heimische Kulturpflanze liefert seit Jahrzehnten (im Mittel) steigende Erträge durch Verbesserungen im Anbau und züchterischen Fortschritt. Zuletzt beruhten Unterschiede in der Effizienz, das heißt Aufwendungen pro Tonne Zucker, größtenteils auf Einflüssen der Jahreswitterung. Die Intensität des Anbaus blieb dagegen gleich. Die Zuckerrübe lockert als „Gesundungsfrucht“ getreidereiche Fruchtfolgen auf, da Zuckerrüben keine Wirtspflanzen für Getreideschädlinge und –krankheiten sind. Dadurch sinkt der Druck von Problemunkräutern im Getreide, und der Befall durch Schädlinge und Krankheiten im Folgejahr ist geringer. Der Pflanzenschutzmitteleinsatz im Getreide kann dadurch reduziert werden, und der Ertrag des nachfolgenden Getreides kann höher ausfallen als bei zwei aufeinanderfolgenden Getreidekulturen.

Mit der Rübe zur ausgeglichenen Düngebilanz

Die Zuckerrübenblätter enthalten einen wesentlichen Teil der von den Zuckerrübenpflanzen aufgenommenen Nährstoffe Stickstoff, Phosphor und Kalium. Da das Rübenblatt zu 99 % klein gehäckselt als Gründünger auf dem Feld verbleibt, stehen diese Nährstoffe den nachfolgenden Kulturen zur Verfügung. Der Anbau von Zwischenfrüchten vor der Aussaat der Zuckerrüben steigert die Bodenfruchtbarkeit. Zwischenfrüchte fördern außerdem die Biodiversität der Agrarlandschaft. Des Weiteren wird die Bodenstruktur durch die Verwurzelung und die Bodenbedeckung im Herbst und Winter verbessert. Die Zuckerrübe selbst durchwurzelt den Boden bis zu 2,50 m tief und kann daher Wasser und Nährstoffe auch noch aus größeren Tiefen nutzen. Da sie bis in den Spätherbst hinein wächst, kann sie außerdem Nährstoffe lange verwerten und hinterlässt kaum Restmengen an Nitrat im Boden. Für den höchsten Zuckerertrag benötigen Zuckerrüben keine hohen Mengen Stickstoffdünger. Deshalb ist die Nährstoffbilanz für Zuckerrüben i.d.R. ausgeglichen oder sogar leicht negativ.

Ein Plus für die Erhaltung von Pflanzen und Tieren

Der Anbau von Zuckerrüben trägt zur Kulturartenvielfalt des Ackerbaus in Deutschland bei. Ohne Zuckerrüben würde die Anzahl der angebauten Blattfrüchte weiter sinken und als Folge der Anbau von bereits in den Fruchtfolgen vorhandenen Feldfrüchten weiter ausgedehnt werden. Die Zuckerrübe trägt durch die niedrige Bestandsdichte, den langen Verbleib im Feld und die damit verbundene Begrünung bis in den Spätherbst zur Vielfältigkeit und Attraktivität der deutschen Agrarlandschaft für Mensch und Tier bei. Spät gerodete Zuckerrübenfelder stellen ein wichtiges Nahrungsangebot für Tiere, insbesondere Vögel, dar. Die lange Zeitspanne mit gut erreichbarer Bodenoberfläche zwischen den Pflanzenreihen und die geringe Höhe eines Zuckerrübenbestandes zieht viele am Boden brütende Vögel an (z.B. Kiebitze, Feldlerchen). Durch das auf über 50 % der Zuckerrübenflächen angewendete Mulchsaatverfahren werden darüber hinaus die Böden vor Erosion geschützt und Bodenlebewesen wie etwa der Regenwurm gefördert.

Zuckerrübenanbau senkt die Nitratbelastung

Zuckerrüben können als „Sanierungsfrucht“ für nitratbelastete Grundwasserkörper eingestuft werden. Der Restnitratgehalt im Ackerboden im Herbst ist deutlich niedriger als bei vielen anderen Feldfrüchten. Der Anbau von Zuckerrüben dient somit auch dem Schutz des Grundwassers.

Multitalent Rübe: Alles wird verwertet!

Die Zuckerrübe ist ein herausragendes Beispiel für einen ressourcenschonenden Ackerbau, da sämtliche Bestandteile der Feldfrucht einer Nutzung zugeführt werden:

  • Rübenschnitzel liefern ein hochwertiges Futtermittel.
  • Melasse liefert einen wertvollen Rohstoff für die Hefe-, Bioethanol– und Biogaserzeugung.
  • Carbokalk aus der Zuckergewinnung wird als Düngemittel verwendet und so als Nährstoff auf das Feld zurückgeführt.